Gefahr der Zerstörung unseres Naturjuwels
Der Hofstätter- und Rinser See mit dem einmaligen Burger Moos wird nicht umsonst als „Herrgottswinkel des Landkreises Rosenheim“ bezeichnet. Hier befindet sich zwischen Innauenquellen, dem Stucksdorfer Moos bis über Halfing, Zillhamer und Ameranger Seen nach Kirchensur eine weitgehend intakte Seen- und Feuchtgebietslandschaft, die für Ansässige und Urlauber ein naturbelassenes Naherholungsgebiet darstellt. Das Naturjuwel mit seinem hochsensiblen und laut Prof. Dr. Kaule einzigartigen Hoch- und Niedermoor liegt im Landschaftsschutzgebiet, ist im Arten- und Biotopschutzprogramm aufgenommen und als Flora-Fauna-Habitatgebiet (FFH) der Europäischen Union gemeldet.
Gewinnmaximierte Betreiber Co. KG
Seit 1992 plant die Wasserabteilung der seit langem privatisierten Stadtwerke Rosenheim GmbH & Co. KG, diese Region wirtschaftlich auszubeuten. Sie stellte einen Antrag beim Landratsamt auf Entnahme von 1,6 Millionen m³ Grundwasser aus dem Brunnen I Buchwald mit Verkaufsabsicht.
1,6 Millionen m3 Wasser ist das geschätzte Volumen des Hofstätter Sees. Obwohl bereits im Vorfeld der Antragsstellung 8 namhafte Wissenschaftler vor einer erheblichen Gefährdung des gesamten Gebietes bei einer Grundwasserentnahme warnten, behaupten die Stadtwerke Rosenheim - ohne Untersuchungen durchgeführt zu haben - eine Gefährdung ausschließen zu können, gestützt lediglich auf Annahmen und Modellberechnungen.
Februar 2023 Aktueller Stand: Das Landratsamt hat 2004 einen dreijährigen Pumpversuch mit maximaler Entnahmemenge genehmigt. Die Umsetzung des Pumpversuchs hat die SHR mithilfe der umliegenden Gemeinden bislang durch verschiedene Maßnahmen verhindern können.
2021 hat nun die Stadtwerke Rosenheim GmbH & Co. KG einen Antrag auf Zulassung des vorzeitigen Beginns zum Entnehmen und Zutage fördern von Grundwasser aus dem Brunnen I Buchwald gestellt. Der genehmigte Pumpversuch soll damit umgangen und sofort die tatsächliche, dauerhafte Förderung umgesetzt werden.
Schutzgemeinschaft Hofstätter- & Rinser See
Um unsere Landschaft zu schützen, wurde die Schutzgemeinschaft Hofstätter- und Rinser See (SHR) gegründet, mit über 200 Einzel- und Fördermitgliedern und den 3 Gemeinden Vogtareuth, Prutting und Söchtenau (ca. 8000 Personen) zu der die gesamte Bevölkerung gehört, vertreten durch deren Bürgermeister.
Die SHR konnte in Absprache mit dem geologischen Landesamt im München eine umfangreiche Untersuchungsreihe durchführen, die eindeutige und aussagekräftige Ergebnisse zur Gefährdung dieses Naturjuwels brachten. Das Vorhaben wird seitdem von der Öffentlichkeit grundsätzlich abgelehnt, aber die zuständigen Behörden die Gefährdung ignorieren zu wollen.
Vorwand Notversorgung
Die privatisierte Stadtwerke Rosenheim GmbH & Co. KG betonen immer wieder die Notwendigkeit der Einrichtung einer alternativen (!) Trinkwassernotversorgung für Rosenheim, ignorieren aber die angebotenen Alternativen einer Verbundlösung der umliegenden Gemeinden.
Die Öffentlichkeit geht davon aus, dass hinter dem Betreiben der Stadtwerke auf Grundwasserentnahmen durch den Brunnen Buchwald I tatsächlich reines Gewinnstreben durch die Vermarktung von Förderrechten über 1,6 Millionen m3 Wasser pro Jahr und den Wasserhandel mit Großkonzernen steckt. Die Versorgung der Stadt Rosenheim ist ausreichend und bestens gesichert, da die Stadtwerke über Wasserförderrechte über 7,7 Millionen m3 Wasser verfügen, der tatsächliche Bedarf sich aber bei nur 4,7 Millionen m3 Wasser bewegt. Das zukünftig stagnierende Bevölkerungswachstum und neue wassersparende Technologien tragen dazu bei, dass der Verbrauch weiter zurückgeht.
Behörde des Landkreises Rosenheim
Der zum Zeitpunkt der ersten Antragstellung amtierende Landrat Dr. Max Gimple machte zunächst deutlich, dass er eine Grundwasserentnahme auf Kosten der landschaftlichen Gegebenheiten nicht genehmigen würde. Auf Drängen der SHR wurde der erste Pumpversuch mit erheblichen Auflagen, u.a. ein umfassendes Umweltmonitoring verknüpft.
Geologische Gutachten
Um Geld zu sparen wurde - wie in vielen ähnlichen Fällen - von den Stadtwerken (eine Kapitalgesellschaft mit frei handelbaren Anteilen), ein oberflächliches Gutachten mit großen Mängeln vorgelegt. Es beruht nur auf einem falschem, am Computer erstellten Grundwasserfließmodell und ist nicht gerichtsfähig. Das beauftragte Geologiebüro hat keine Konsequenzen zu tragen. Wegen fehlender Neutralität sind die Aussagen dieser Firma unglaubwürdig, werden aber von den Beamten voll anerkannt.
Die SHR-Untersuchungen am, um, auf und im See sind nachvollziehbar, transparent, unangreifbar, gerichtsfähig und behördenabgestimmt.
1.420 Eigenpotentialmessungen der Zu- und Abströme unter Wasser, geoelektrische Tiefensondierungen zur Erfassung der unterschiedlichen Schichten und unzählige Schlitzsondierungen von 10 m bis ca. 30 m Seetiefe mit den typischen Schichtsedimenten bestätigen die Wahrscheinlichkeit einer Gefährdung. Diese Erkenntnisse werden von den Behörden nicht gewertet.
Naturkatastrophe im Worst Case
Unser Biotop ist seit der letzten Eiszeit im hydrologischen Gleichgewicht. Beim Betrieb des Brunnens Buchwald I ist die Gefahr groß, dass durch Strömungsarbeit Risse größer und länger werden, die das undichte, sensible Seebecken bis zum Grundwasserstock ausfließen lassen. Durch entstehende Senkungstrichter würde See- und Moorwasser ins Grundwasser strömen und mit dem bisherigen Trinkwasser vermischt werden. Die Seen werden dabei verlanden. Der fehlende Uferrandseitendruck führt zu Geländerutschungen mit Gebäudeschäden und Einsturzgefährdung, wie im Loisachtal geschehen. Die Innhangquellen werden versiegen und die Mülldeponie könnte dabei ebenfalls einer Bewegungsenergie ausgesetzt sein, mit Fließrichtung zum Brunnen Buchwald.
Ein Austrocknungsszenario im Landkreis Rosenheim wie im Zeller Moos müsste genügen. Auch hier hatte das Landratsamt die Verantwortung.
Gefährdung des Rosenheimer Trinkwassers
Bei der geplanten Grundwasserentnahme am Hofstätter See im Brunnen Buchwald I kommt es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zur Entstehung von Strömungs- und Senkungs- Trichtern (d. h. das den Brunnen umgebende Erdreich wird durch den entstehenden Sog nachgeben und sich absenken). Dies beschleunigt die Vermischung des Grundwassers unterhalb des Brunnens mit dem Wasser aus dem Hofstätter See, das moorig und mit Keimen angereichert ist. Die Folge wäre, dass das bisher einwandfreie Trinkwasser für die Stadt Rosenheim aufwändig aufbereitet, gefiltert und desinfiziert (d. h. gechlort) werden müsste. Dies wiederum zieht eine erhebliche Qualitätsminderung sowie Verteuerung nach sich. Leidtragende sind die Bürger, die höhere Wassergebühren tragen müssen - bei verminderter Wasserqualität!
Moorschutz in Zeiten des Klimawandels
Der Moorschutz hat immens an Bedeutung gewonnen: nicht nur zur Aufnahme der Wassermengen bei Starkregenereignissen (Hochwasserschutz), sondern auch für die CO2-Menge, die durch die Torfmoose im Moor gebunden werden, ist ein intaktes Moor notwendig. Durch die Austrocknung und Verlandung von Mooren nach Grundwasserentnahmen werden CO2-Mengen freigesetzt, die der Erreichung des 1,5-Grad-Celsius-Ziels des Klimaschutzabkommens von Paris entgegenwirken.
Beeinträchtigung des Erholungsgebiets
Bei der Ausweisung des geplanten Wasserschutzgebiets am Hofstätter See und der Umgebung muss damit gerechnet werden, dass ein Badeverbot am Hofstätter und Rinser See erlassen wird. Für die Naherholungssuchenden aus dem Rosenheimer Raum würde dies eine erhebliche Beeinträchtigung bedeuten.
Bedrohung gefährdeter Tiere und Pflanzen
In der Broschüre „Naturnahe Biotope in Bayern“ des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (früher: für Landesentwicklung und Umweltfragen) heißt es:
Die entscheidenden Ursachen für die Gefährdung und Zerstörung der Hoch- und Übergangsmoore sind mannigfach.
Entwässerung
Die Entwässerung führt rasch zum Absterben der Torfmoosdecke mit einsetzender Bewaldung durch Fichten oder Birken. Der Moorkörper sackt zusammen; die oberen Torfschichten können durch Winderosion abgetragen werden. Das Gesicht des Moores verändert sich grundlegend; Hochmoorpflanzen und -tiere sterben völlig aus …
Eine Liste der im Burger Moos vorkommenden Arten finden sie hier.
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